Marie, das Kaninchenweibchen, verhält sich seltsam: Meist trägt es Heu umher, ist unruhig und knurrt zuweilen. Sogar mit ihren Artgenossen versteht Marie sich nicht mehr, vertreibt sie vom Futternapf, zeigt sich ungesellig. Ist Marie schlecht drauf oder einfach etwas zickig? „Keineswegs. Marie zeigt alle Anzeichen einer Scheinschwangerschaft“, heißt es in der Tierarztpraxis. Scheinschwangerschaft ist ein Symptom für krankhafte Gebärmutterveränderungen. Häufige Anzeichen sind auch Nestbau und Ausfluss, aber auch gesteigerte Angriffslust.
Das Verhalten der Kaninchen bei Scheinschwangerschaften ist sehr verschieden. Manchmal ist das Tier auffällig anders, manchmal zeigt sich das Kaninchen nur etwas „verstimmt“. Da es in der Hobbyhaltung nicht zum Deckakt kommt, gerät der Hormonhaushalt einer Häsin extrem aus dem Gleichgewicht. Die Gesundheit des Tieres ist gefährdet. Nicht selten kann es z. B. zu Entzündungen der Eileiter oder zur Gebärmuttervereiterung oder sogar zu Krebs (Uteruskarzinom) kommen. Der Heimtierfreund sollte sich in jedem Fall in der Tierarztpraxis beraten lassen. Die Kastration einer Häsin bedeutet die Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken und ist empfehlenswert, um dem Tier dauerhaft körperlichen Stress zu ersparen und tödliche Erkrankungen der Gebärmutter zu verhindern.
Früher war diese Operation risikoreich, heutzutage ist sie aufgrund Erfahrungen und schonender Narkosemethoden in vielen Praxen ein oft durchgeführter Eingriff. Häufig werden Häsinnen, die das erste Lebensjahr vollendet haben, präventiv kastriert, um spätere Komplikationen definitiv ausschließen zu können. Bei der tierärztlichen Untersuchung von Marie wurden Veränderungen an der Gebärmutter festgestellt und sofort ein Kastrationstermin ausgemacht.
Ihre Tierarztpraxis berät Sie gerne. Übrigens: Bei Anzeichen einer Scheinschwangerschaft ist es keine Hilfe für das Tier, sondern eher eine Gefahr, die Häsin decken zu lassen, da Eierstöcke oder Gebärmutter schon krankhaft verändert sind.